Autor: Dr.med. Mohamed Gamal Ibrahim
Dr. Ibrahim ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Reproduktionsmediziner. Er ist Spezialist für Endometriose und Kinderwunsch im Kinderwunschzentrum Magdeburg.
„Unterleibsschmerzen sind eine ganz normale Sache. Da muss man als Frau eben einmal im Monat durch“ - so oder so ähnlich haben das viele Frauen schon einmal gehört. Ein leichtes Unterleibsziehen, wenn die Periode eintritt, ist auch kein Grund zur Sorge. Doch wenn Sie immer wieder Schmerzen haben, die die Einnahme von Schmerztabletten unvermeidbar machen, dann sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin suchen. Denn es könnte auch sein, dass Ihre Beschwerden durch eine Endometriose verursacht werden. Diese Erkrankung wird bei Frauen leider häufig erst nach sechs bis zehn Jahren erkannt, nachdem sie viele Ärztinnen oder Ärzte aufgesucht haben.
Mit diesem Text möchte ich dazu beitragen, dass Endometriose als Erkrankung früher erkannt wird. Denn auch Sie als informierte Patientin können Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin wertvolle Hinweise geben, damit er oder sie schneller die richtige Diagnose stellt.
Was ist eine Endometriose?
Eine Endometriose ist eine chronische (andauernde) Erkrankung, die jede zehnte Frau in jungem Alter betrifft. Kleine Teile der Gebärmutterschleimhaut gelangen in den Bauchraum und bleiben dort aktiv. Diese Zellansammlungen werden Endometrioseherde genannt. Häufig können sie z. B. an den Eierstöcken, an den Eileitern, in der Darm- oder Bauchwand auftreten.
Endometrioseherde sind meistens gutartig und müssen auch nicht zwangsläufig Schmerzen verursachen. Es ist sogar möglich, dass Frauen Endometrioseherde haben und nichts davon spüren. Die Hälfte der Betroffenen haben jedoch Schmerzen im Unterleib. Oft treten die Schmerzen mit der Regelblutung auf, aber auch während oder nach dem Geschlechtsverkehr oder beim Toilettengang.
Die Schmerzen können in einem Monat stärker sein, im nächsten schwächer. Sie können auch ausstrahlen, z. B. in den Rücken oder die Beine, oder sogar unabhängig vom Menstruationszyklus auftreten. Das macht es schwieriger, eine Endometriose zu erkennen.
Wie kann Endometriose festgestellt werden?
Um eine Endometriose festzustellen, ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) die sicherste Methode. Es ist aber auch möglich sämtliche Anzeichen für eine Endometriose mittels (vaginalen) Ultraschall von Endometriose-Experten erkannt werden. Davor kann es aber sehr sinnvoll sein ein Schmerztagebuch zu führen und einige Daten zu sammeln. Das hilft im ärztlichen Gespräch die Situation einzuschätzen.
Was bedeutet Endometriose für meinen Kinderwunsch?
Endometrioseherde können zum Beispiel zu Verwachsungen im Bauch oder Zysten am Eierstock führen. Je nachdem, wo sie sitzen, können sie das betreffende Organ (also z. B. den Eileiter oder den Eierstock) beschädigen oder dessen Funktion beeinträchtigen. Das kann dazu führen, dass eine Frau nur mit medizinischer Unterstützung, also einer Kinderwunschbehandlung, schwanger werden kann.
Was kann man bei Endometriose tun?
Bislang ist die Endometriose selbst nicht heilbar. Das liegt auch daran, dass immer noch nicht klar ist, wie sie entsteht. Es gibt aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern. Dazu zählen Medikamente gegen die Schmerzen, Hormonbehandlungen (wie z. B. die Pille oder die Hormonspirale), oder auch die chirurgische Entfernung von Endometrioseherden,
Wenn Sie schwanger werden möchten, aber auch wenn Sie wiederkehrend Schmerzen haben, möchte ich Sie ermutigen, die Schmerzen nicht zu ignorieren. Es ist wichtig die Schmerzen ernst zu nehmen und herauszufinden, ob sie durch Endometriose mitbedingt werden. Sprechen Sie dafür am besten als erstes Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt an.
In diesem Beitrag des Podcasts „Kinderwunschzeit“ war ich übrigens Gast und habe mit der Kinderwunschpsychologin Sally Schulze über weitere interessante Fragen zum Thema „Endometriose & Kinderwunsch“ gesprochen. Hören Sie doch mal rein!