Leitlinien sind systematisch entwickelte Handlungsempfehlungen, die Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten bei der Entscheidungsfindung über die angemessene Behandlung einer Krankheit unterstützen. Als wichtiges Instrument der evidenzbasierten Medizin geben sie den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der in der Praxis bewährten Verfahren wieder.
Der Arzt/die Ärztin bekommt verlässliche Entscheidungshilfen an die Hand: Welche Diagnosemethoden haben sich bewährt, welche Arzneimittel haben ihren Nutzen in Langzeitstudien bewiesen, welche Therapien sind nachweislich wirksam? Damit Leitlinien diesen Anspruch erfüllen, müssen sie in regelmäßigen Abständen überarbeitet oder erneuert werden. Und idealerweise sollten sie nicht nur als medizinische Fachtexte, sondern auch in einer für die Patientinnen und Patienten verständlichen Form vorliegen (Patientenleitlinien).
Leitlinien werden in der Regel von den Vertreterinnen und Vertretern der Berufsgruppen, beispielsweise den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften, erarbeitet. Leitlinien leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung. Die Bewertung von Leitlinien für wichtige Versorgungsbereiche gehört zu den wesentlichen Aufgaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Grundsätzlich gilt, dass bei der Anwendung von Leitlinien immer auch die Situation der einzelnen Person und seiner Bedürfnisse zu berücksichtigen sind. Das heißt, Leitlinien geben nicht den genauen Behandlungsplan für jede Behandlung vor, sondern stecken eher verfügbare Optionen ab.
Manchmal empfiehlt eine Leitlinie nicht nur eine Vorgehensweise, sondern es gibt mehrere Optionen. Dann kann es sein, dass Ärzte/Ärztinnen die Option empfehlen, deren Erfolgsaussichten sie für Ihren persönlichen Fall für besser halten. Es kann aber auch sein, dass sie keine Empfehlung geben, weil sie die Erfolgsaussichten sehr ähnlich einschätzen.
In solchen Situationen kann es für manche Menschen schwierig sein, die Entscheidung selbst zu treffen und sie haben das Gefühl, dass ihnen eine zweite ärztliche Einschätzung bei der Entscheidungsfindung helfen könnte. Unabhängig davon, wie diese zweite Einschätzung ausfällt, kann sie für viele Menschen als hilfreich werden, , da sie sich dann sicher sind alles möglich getan zu haben, um nichts zu übersehen.
Wenn sie sich für eine zweite Einschätzung bei einem Kinderwunschzentrum anmelden, fragen Sie genau nach, welche Unterlagen Sie mitbringen oder vorher schicken sollen, welche Tests oder Untersuchungen wiederholt oder neu gemacht werden und welche Kosten in etwa auf Sie zukommen.