
Im Verlauf der Kinderwunschbehandlung stellt sich für viele Paare die Frage, wie viele Embryonen sie bei einer künstlichen Befruchtung zurück in die Gebärmutter einsetzen lassen sollen. Grundsätzlich dürfen von gesetzlicher Seite her in Deutschland maximal drei Embryonen zurück in die Gebärmutter gesetzt werden. Das wird aber fast gar nicht mehr praktiziert, weil die Risiken viel zu hoch sind. Daher geht es bei der Entscheidung meist darum, ob es einer oder zwei sind. Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen werden drei Embryonen zurückgesetzt.
Für viele Paare, die sich mehr als ein Kind wünschen, liegt der Gedanke nahe, dass es nicht schlimm wäre, wenn es gleich Zwillinge werden würden. Auch angesichts der Anstrengungen und Kosten einer Kinderwunschbehandlung scheint es erstrebenswert, mehr Embryonen zurückzusetzen. Früher konnten die Chancen auf eine Schwangerschaft dadurch erhöht werden. In neusten Daten zeigt sich das allerdings so nicht mehr. Dafür waren sehr komplexe Beobachtungen erforderlich. In Deutschland wurden die Verläufe von Paaren verfolgt, die zwei Embryonen einsetzen ließen (Double-Embryo-Transfer) und von Paaren, die zunächst einen, und dann nach einem negativen Test oder nach einer Schwangerschaft mit Geburt noch einen weiteren (Single-Embryo-Transfer). Es wurde verglichen, welche Gruppe insgesamt am Ende der Beobachtung mehr Kinder hat. Die Zwei-mal-je-ein-Embryo-Gruppe hat heutzutage insgesamt mehr Kinder als die Gruppe, bei denen zwei Embryonen auf einmal eingesetzt wurden.
Beim Double-Embryo-Transfer ist die Wahrscheinlichkeit Zwillingen zu bekommen deutlich erhöht (ca. 20fach höher als die natürliche Wahrscheinlichkeit). Beim Single-Embryo-Transfer kann es nur zu Zwillingen (eineiigen Zwillingen) kommen, wenn sich die befruchtete Eizelle oder der Embryo teilen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei einem Single-Embryo-Embryo fast gleich, wie die natürliche Wahrscheinlichkeit für Zwillinge.
Obwohl bei einem Single-Embryo-Transfer zusätzliche Kosten für das Einfrieren eines zweiten Embryos entstehen, empfehlen Kinderwunschmediziner:innen des Deutschen IVF-Registers den Single-Embryo-Transfer (im IVF-Register werden alle Behandlungsdaten aus Deutschland gesammelt und systematisch ausgewertet ). Das liegt an den Risiken, die eine Mehrlingsschwangerschaft für Schwangere und Kind hat. Die Schwangere hat ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes, Blutarmut und eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie). Diese Risiken entstehen durch die stärkere körperliche Belastung durch zwei Kinder im Bauch.
Das noch größere Risiko haben allerdings die Mehrlinge, also die Kinder selbst. Am stärksten wiegt hier das Risiko für eine Frühgeburt. Mehrlinge kommen deutlich häufiger als Frühgeburten zur Welt. Frühgeburten können in Deutschland ab der 24. Schwangerschaftswoche inzwischen gut medizinisch versorgt werden. Das bedeutet aber vor allem, dass das Kind überleben kann. Frühgeburten haben immer ein erhöhtes Risiko für bleibende Beeinträchtigungen. Die Organe sind noch nicht richtig entwickelt. Auch Entwicklungsverzögerungen oder Entwicklungsstörungen zum Beispiel durch Hirnblutungen sind möglich. Ob oder welche Beeinträchtigungen dauerhaft sind, stellt sich in der Regel im Alter von ca. 2 Jahren heraus. Manchmal aber auch erst deutlich später.