Praktische Aspekte Am Arbeitsplatz

Eine Kinderwunschbehandlung kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Insbesondere für die Frau ist es mitunter schwierig, Behandlung und Beruf unter einen Hut zu bringen. Denn unter Umständen wird es notwendig, dass die Frau mehrmals in der Woche Klinik oder Praxis aufsuchen muss und das auch während der eigenen Arbeitszeit. Da eine Kinderwunschbehandlung als elektive, also freiwillige Behandlung gilt, besteht auch kein Anspruch auf Freistellung von der Arbeit. Zudem ist der Kinderwunsch ein privates Thema, das viele Menschen am Arbeitsplatz nicht offen legen möchten und dennoch kann wegen der vielen Termine oft nicht alles verborgen werden. Die Frage, wie offen man am Arbeitsplatz mit der Kinderwunschtherapie umgehen sollte, ist daher nicht einfach zu beantworten.

Illustration von zwei Frauen im Gespräch mit Sprechblasen
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Wenn eine Frau am Arbeitsplatz offen mit der Kinderwunsch-Therapie umgeht, kann das zu schwierigen Situationen führen: Es kann vorkommen, dass Vorgesetzte nicht mit Verständnis darauf reagieren, dass ihre Mitarbeiterin erst häufig am Arbeitsplatz fehlt und dann eventuell durch Mutterschaft und Elternzeit länger ausfallen wird. Manche Frauen berichten, dass sie deshalb Nachteile an ihrem Arbeitsplatz in Kauf nehmen mussten, in dem sie beispielsweise bei Beförderungen und Fortbildungen übergangen wurden.

Ebenso schwierig kann es werden, wenn eine Frau die Behandlung verschweigt. Sie muss sich dann ständig etwas Neues einfallen lassen, um ihre Fehlzeiten zu entschuldigen. Notlügen haben jedoch oft zur Folge, dass man sich in Widersprüche verstrickt. Außerdem können Schuldgefühle den psychischen Druck während der Behandlung noch verstärken.

Erkrankungen oder behandlungsbedürftige Zustände bei Mitarbeitenden sind jedoch nichts Ungewöhnliches.  Ein Mittelweg zwischen völliger Offenheit und absoluter Verschwiegenheit kann hier möglicherweise Abhilfe schaffen. Es bietet sich an, mit der Führungskraft zu besprechen, dass es eine medizinische Situation gibt, die nicht bedrohlich ist, aber Termine erfordert und gemeinsam zu überlegen, wie das gut gemanagt werden kann. Das könnte die Situation am Arbeitsplatz erleichtern und es geht nicht mehr um ein „Verstecken“, sondern darum, gemeinsam aktiv an einer Herausforderung zu arbeiten. 

Manchmal reichen die persönlichen Ressourcen für die Anforderungen der Kinderwunschbehandlung und des Arbeitsplatzes nicht aus. Hier ist wichtig zu wissen, dass neben körperlichen Gründen auch psychische Belastungen ein Grund für eine Krankschreibung sein können. Oft fühlen sich Menschen unwohl, aus psychischen Gründen krank zu sein. Gründe wie Schmerzen oder eine Infektion sind objektiv feststellbar und lassen weniger Spielraum für Vermutungen zu. Sprechen Sie offen mit ihrer Hausärztin oder Hausarzt, um zu einer Einschätzung zu kommen, was ihnen hilft. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich einige Tage Urlaub zu nehmen. Dann sollten Sie allerdings nicht nur „Liegengebliebenes“ abarbeiten, sondern genau überlegen was ihnen guttut und ihre Regeneration fördert.

Manche Frauen entschließen sich, den Beruf vor oder während der Kinderwunschbehandlung ganz aufzugeben. Dieser Entschluss kann problematisch sein. Er birgt das Risiko, sich finanziell vom Partner abhängig zu machen. Außerdem wächst die Gefahr, dass sich die Gedanken während der Behandlung nur noch um das ersehnte Kind drehen und nichts anderes mehr wichtig ist. Bevor Sie sich entschließen ihren Arbeitsplatz zu kündigen, kann eine Kinderwunschberatung in einer Beratungsstelle hilfreich sein. Hier können alle Vor- und Nachteile der Entscheidung abgewogen werden, Sie erhalten eine neutrale Perspektive von außen und können dann ihre Entscheidung gestärkt umsetzen.

Es gibt auch keine Garantie dafür, dass die medizinische Therapie zur Geburt eines Kindes führt. Wenn der Erfolg ausbleibt, kann der Beruf helfen, sich abzulenken, neues Selbstbewusstsein aufzubauen und vielleicht sogar neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Auch während der Behandlung können die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz dazu beitragen, die Belastungen in dieser Zeit besser zu bewältigen.