In einer Kinderwunschbehandlung gibt es Situationen, die unangenehm sind und viel Überwindung kosten wie zum Beispiel sich selbst Spritzen zu geben. Zudem gibt es auch emotional anstrengende Situationen wie negative Schwangerschaftstests. Viele Paare entscheiden sich für mehrere Behandlungszyklen und „erarbeiten“ sich ein gewisses Durchhaltevermögen, trotz dieser anstrengenden Situationen weiterzumachen.
Trotzdem hat jedes Paar und jede Frau auch individuelle Grenzen der Behandlung. Manchmal sind das finanzielle Grenzen, manchmal aber auch emotionale. Unabhängig davon wie viel Behandlungen bereits durchgeführt wurden, kann sich das Gefühl einstellen, nicht mehr weiter machen zu wollen. Dieses Gefühl zu unterscheiden von einem Gefühl der Überforderung aufgrund vieler Anforderungen oder Traurigkeit ist nicht leicht. Wichtig ist bei diesem Thema, es frühzeitig in der Partnerschaft anzusprechen, zum Beispiel mit der Frage „Für wie viele Behandlungen hast Du noch Kraft?“ oder „Wann glaubst Du, würdest Du aufhören wollen?“. Bei diesen Gesprächen geht es nicht sofort um das Setzen harter Grenzen, sondern um ein Verständnis für sich selbst und den Partner/der Partnerin. Mit den Ergebnissen der Behandlungsschritte finden Paare so ihren Weg – wenngleich leider oft begleitet von Trauer und Misserfolgen.
Verständlicherweise wünschen sich viele bei dieser schwierigen Entscheidung Hilfestellungen, die ihnen die Entscheidung erleichtern. Zum Beispiel dadurch, dass ihnen ein Arzt oder eine Ärztin sagt „Es gibt keine Aussicht auf eine erfolgreiche Behandlung“. Ärzte und Ärztinnen können dies aber nicht sagen, weil es diese Sicherheit medizinisch gesehen kaum gibt. Sie können darüber aufklären, wie wahrscheinlich eine Behandlung im Allgemeinen hilft. Ganz konkret bedeutet das, in wie viel Prozent der Fälle beispielsweise eine Frau schwanger wird oder in wie viel Prozent der Schwangerschaften ein Baby geboren wurde. Ob das bei einer einzelnen Patientin auch so sein wird, das können sie nicht vorhersagen. Dafür spielen zu viele andere Faktoren eine Rolle, die teilweise nicht bekannt und/oder nicht beeinflussbar sind.
Das heißt, dass diese Entscheidung individuell getroffen werden muss. Es ist wichtig, die vorhandenen Möglichkeiten auszuprobieren. Dann können Paare oft besser akzeptieren, wenn es nicht klappt. Sie wissen dann, dass sie ihr Bestes gegeben haben, um ihren Wunsch zu erfüllen. Dann kann sich auch die Entscheidung, aufzuhören, richtig anfühlen und sie können besser akzeptieren, dass ihr Kinderwunsch leider unerfüllt bleibt. Studien haben gezeigt, dass die Lebenszufriedenheit von Paaren, die aus Behandlungen kein Kind bekommen haben, langfristig nicht geringer ist als die Lebenszufriedenheit der Paare, die Kinder bekommen haben. Beide Gruppen, Paar mit und ohne Kinder aus der Behandlung, sind also langfristig im Mittel gleich zufrieden mit ihrem Leben.