Diagnose Untersuchungen bei Frauen

Wenn nach sechs bis zwölf Monaten, bei regelmäßigem vaginalem Sex, keine Schwangerschaft entstanden ist, gibt es verschiedene Verfahren, um mögliche Ursachen herauszufinden. Ärztinnen und Ärzte entscheiden basierend auf Leitlinien und der individuellen Situation ihrer Patientinnen und Patienten, welche Untersuchungen, Tests und Verfahren, in welcher Reihenfolge angewendet werden. 

künstliches Modell der Gebärmutter
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Anamnesegespräch

Der erste Schritt ist immer ein Gespräch, in dem Fragen zum Zyklus, zu allgemeinen gynäkologischen Erkrankungen, zum Sexualleben und zur psychischen Befindlichkeit gestellt werden. Bei den Zyklusfragen geht es darum, in welchem Alter die erste Periode eingesetzt hat und um die Regelmäßigkeit und Stärke der Periode, aber auch ob Schmerzen im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten. Allgemeine gynäkologische Erkrankungen, die in Zusammenhang mit einem unerfüllten Kinderwunsch relevant sein können, sind zum Beispiel Endometriose oder (frühere) Entzündungen von Eileitern, Eierstöcken und der Scheide.

Darüber hinaus fragen Ärzte und Ärztinnen nach vorherigen Schwangerschaften oder vergangenen gynäkologischen Operationen und deren Verlauf. Auch der aktuelle Impfstatus wird in der Regel erfragt, da bestimmte Erkrankungen wie Röteln in der Schwangerschaft zu Schäden beim Kind führen können. So können fehlende Impfungen noch erfolgen, bevor eine Schwangerschaft eintritt.

Körperliche Untersuchung und Ultraschall

Neben dem ausführlichen Gespräch über mögliche bestehende oder frühere Erkrankungen (Anamnese) wird die Frau auch körperlich untersucht. Die Tastuntersuchung der Genitalorgane gibt der Ärztin oder dem Arzt erste Hinweise auf mögliche Entzündungen und Veränderungen. Der Abstrich zur Krebsfrüherkennung sollte bereits durchgeführt sein.

Per Ultraschall können Auffälligkeiten der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Eileiter erkannt werden. So lassen sich Veränderungen in der Gebärmutter und in den Eierstöcken gut beurteilen, wie der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und das Wachstum der Eibläschen. Auch eventuell vorhandene Myome, Eierstockzysten, Polypen oder Veränderungen von Eileitern lassen sich auf einem Ultraschall erkennen.

Wie es nach diesen Basisuntersuchungen weitergeht, hängt von ihren Ergebnissen ab. Werden Auffälligkeiten gefunden, wie zum Beispiel Hinweis auf Endometriose, dann werden diese ggf. behandelt. Es kann aber auch sein, dass die Patientin direkt an ein Kinderwunschzentrum überwiesen wird. Sind diese Basisuntersuchungen unauffällig, gibt es in Abhängigkeit des Alters der Patientin und der Dauer des unerfüllten Kinderwunschs mehrere Möglichkeiten: Der Zyklus kann nochmal für drei bis sechs Monate intensiver beobachtet werden und es kann eine Zyklusunterstützung mit Hormonen erfolgen oder sie bekommt direkt eine Überweisung in ein Kinderwunschzentrum. Je nachdem wie stark die Patientin unter dem Kinderwunsch leidet, wie das Spermiogramm des Partners ausfiel und über welches Behandlungsangebot eine gynäkologische Praxis im Bereich Kinderwunsch verfügt, werden die bisher beschrieben Untersuchungen in der Praxis oder schon im Kinderwunschzentrum durchgeführt. 

Hormonuntersuchungen

Störungen im Hormonhausalt gehören bei Frauen zu den häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Ein Hinweis auf Störungen im Hormonhaushalt kann zum Beispiel sein, wenn auf dem Ultraschall keine heranreifenden Follikel zu sehen sind, obwohl der Eisprung rechnerisch kurz bevorstehen sollte. Um solchen Störungen auf den Grund zu gehen, werden Hormonspiegel im Blut untersucht. In der Regel gehen Ärztinnen und Ärzte dabei stufenweise vor. Das bedeutet, dass zunächst bestimmte Werte (sogenannte Basisdiagnostik) untersucht werden und wenn es Auffälligkeiten gibt, werden zusätzliche Werte bestimmt. Die Basisdiagnostik wird in der Regel am 3.-5. Zyklustag abgenommen und umfasst folgende Hormone:

  • Estradiol: Hormon aus dem Eierstock, was für das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut verantwortlich ist.
  • Luteinisierendes Hormon (LH): löst den Eisprung aus und ist wichtig für die Gelbkörperbildung
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH): stimuliert Wachstum und Reifung der Eibläschen
  • Prolaktin: stimuliert die Milchbildung; ist der Spiegel zu hoch, wird dadurch die Eizellreifung verhindert
  • Testosteron: unterstützt das Wachstum der Eibläschen; ein zu hoher Wert kann ein Hinweis auf PCOS (Polyzystisches Ovar-Syndrom) sein
  • Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG): bindet die Sexualhormone im Blut und reguliert so den Sexualhormonhaushalt. Der Wert ist wichtig, weil nur ungebundene Hormone „nutzbar“ sind.
  • Freien Androgenindex (FAI): ist ein errechneter Wert und zeigt das Verhältnis von freiem Testosteron zu SHBG an. Ein zu hoher FAI deutet auf einen Überschuss an freien Androgenen hin. Zu viele freie Androgene können die Eizellreifung stören, die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen und sind ebenfalls ein Hinweis auf PCOS.
  • Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS): ist ein Hormon der Nebennierenrinde und ein Baustein für die Bildung von Testosteron und Östrogen.
  • Anti-Müller-Hormon (AMH): Indikator für die Verfügbarkeit der Eizellreserve. Verfügbarkeit bedeutet hier, ob noch vergleichsweise durchschnittlich viele oder unterdurchschnittlich viele Eizellen aus der Eizellreserve heranreifen können (verglichen wird mit Frauen der jeweiligen Altersgruppe).

Spezielle Ultraschall-Untersuchung

Um mögliche Veränderungen in oder an der Gebärmutter oder den Eileitern abzuklären, kann eine spezielle Ultraschall-Untersuchung, die Hysterosalpingo-Kontrastsonografie (HSKS), durchgeführt werden. Bei der HSKS wird vor der Untersuchung ein Kontrastmittel gespritzt, um die Strukturen der Gebärmutter (griechisch: Hystera) und die Durchgängigkeit der Eileiter (griechisch: Salpinx) auf dem Ultraschallbild gut erkennen zu können.

Das Ultraschallbild kann Hinweise auf Veränderungen in der Gebärmutterhöhle (wie Myome, Vernarbungen und Polypen) geben. Es zeigt auch, ob und wie das Kontrastmittel durch die Eileiter fließt. Die Untersuchung lässt sich ambulant und ohne Narkose machen. Das Kontrastmittel kann menstruationsähnliche Schmerzen auslösen. Allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel oder eine Gebärmutterentzündung infolge des Eingriffs werden sehr selten beobachtet.

Besteht nach einer dieser Untersuchungen der Verdacht, dass die Eileiter verschlossen sind, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt wahrscheinlich eine Bauchspiegelung zur Öffnung der Eileiter.

Bauchspiegelung

Die Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist eine Operation und im Rahmen einer Kinderwunschdiagnostik eine häufige Methode zur Untersuchung der Eileiter, der Eierstöcke, der Gebärmutter und des gesamten übrigen Bauchraums. Zusätzlich kann bei dem Eingriff auch eine Gebärmutterspiegelung (siehe unten) und ein Chromopertubation gemacht werden. Dabei werden die Eileiter mit einer Farbstofflösung durchspült, um ihre Durchgängigkeit zu testen. Während einer Bauchspiegelung lassen sich auch Zysten, kleine Myome, Verwachsungen oder Endometriose-Herde entfernen. Wird die Bauchspiegelung bei einem Verdacht auf Endometriose gemacht, kann es sein, dass der genaue Ablauf etwas anders ist. Fragen sie vor einer Operation genau nach, was bei Ihnen geplant ist. 

Für eine Bauchspiegelung bekommt die Frau eine Vollnarkose. Die Ärztin oder der Arzt macht einen ein Zentimeter langen Schnitt innerhalb des Bauchnabels, um die Untersuchungsinstrumente einführen zu können. Vor der Untersuchung wird Kohlendioxidgas in die Bauchhöhle geleitet, um die Bauchdecke anzuheben und so etwas mehr Platz zu schaffen. Danach wird das Laparoskop eingeführt, ein Gerät zur Spiegelung der Bauchhöhle. Es besteht aus einem dünnen Metallstab mit einem eingebauten Linsensystem und einer winzigen Kamera. Ihre Bilder werden auf einen Monitor übertragen.

Die Bauchspiegelung ist mit geringen Risiken verbunden, die bei jeder Operation auftreten können, wie Narkoseprobleme, Blutungen und Verletzungen. Wird der Eingriff aufgezeichnet, besteht die Möglichkeit, sich von der Ärztin oder dem Arzt die Bilder erläutern zu lassen.

Gebärmutterspiegelung

Die Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) wird durchgeführt, um Fehlbildungen, Verwachsungen, Myome und Schleimhautveränderungen in der Gebärmutter zu erkennen. Dazu wird ein dünnes Röhrchen mit einer Optik (Hysteroskop) durch die Scheide und den Gebärmutterhals in die Gebärmutter eingeführt.

Mithilfe von Kochsalzlösung wird die Gebärmutter entfaltet. Die Ärztin oder der Arzt kann nun die Gebärmutterhöhle und die Zugänge zu den Eileitern betrachten. Eine Gebärmutterspiegelung ist risikoarm und kann ambulant durchgeführt werden. Auch im Rahmen einer Gebärmutterspiegelung sind kleinere operative Eingriffe möglich, die eine kurze Vollnarkose erfordern.