Wie ungewollte Kinderlosigkeit die Seele belasten kann
Für viele Menschen steht es außer Frage, dass sie Kinder haben wollen. Lediglich den richtigen Zeitpunkt dafür halten sich viele offen. Doch wenn es dann so weit sein soll und sich die ersehnte Schwangerschaft nicht einstellen will, trifft das die meisten Paare völlig unerwartet. Sie stehen unter Schock. Quälende Fragen wie "Warum klappt es bei uns nicht?“ oder „Was machen wir falsch?" stellen die Beziehung häufig vor eine Zerreißprobe. Die medizinische Diagnose der Ursachen für die Kinderlosigkeit und das Warten auf die Untersuchungsergebnisse können den emotionalen Stress verstärken.
Ist die medizinische Diagnostik abgeschlossen, kann die psychische Belastung oftmals noch steigen. Wird bei der Partnerin oder dem Partner Unfruchtbarkeit oder Zeugungsunfähigkeit diagnostiziert, können Selbstvorwürfe oder Minderwertigkeitsgefühle die Folge sein. Hinzu kommen drängende Fragen wie: "Ist die Funktionsstörung therapierbar und die Erfüllung des Kinderwunsches damit doch noch möglich?" Paare, bei denen es keine medizinischen Befunde für die Fruchtbarkeitsstörung gibt, stehen ebenfalls unter großem emotionalen Stress.
Werden der Kinderwunsch und die Behandlung zum alles bestimmenden Thema für das Paar, kann das nicht nur viel Kraft kosten und das Sexualleben beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall hält die Partnerschaft der Krisensituation nicht stand und zerbricht. Die allermeisten Paare berichten jedoch, dass diese Krise ihre Partnerschaft gestärkt und sie als Partner eher "zusammengeschweißt" habe.
So kann eine psychosoziale Beratung helfen
Die psychosoziale Beraterin oder ein Berater greifen Probleme wie Schuldgefühle oder Versagensängste auf, machen diese bewusst und suchen gemeinsam mit Ihnen nach Lösungen. Vor, während oder nach einer künstlichen Befruchtung kann eine Beratung entlastend wirken.
Wenn innerhalb der Partnerschaft andere persönliche Probleme auftauchen und Sie das Gefühl haben, nicht mehr mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin darüber reden zu können, kann ein Gespräch in einer Beratungsstelle ein Ausgangspunkt zur Lösung Ihres Konflikts sein.
Eine Beratung vermittelt zudem Informationen über mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit. Sie klärt über diagnostische Maßnahmen und Therapien bei Fruchtbarkeitsstörungen auf. Natürliche Methoden, die Zeugungs- und Empfängnisfähigkeit zu verbessern, werden ebenso angesprochen. Außerdem werden Chancen, Risiken und Kosten einer assistierten Reproduktion eingehend besprochen.
Darüber hinaus werden Sie im Rahmen einer psychosozialen Beratung dazu angeregt, die Hintergründe ihres Kinderwunsches zu überdenken. Auch wird besprochen, ob der Wunsch nach einem Kind bei den Partnern möglicherweise unterschiedlich stark ist oder beide andere Hoffnungen mit einem Kind verbinden.
Angesprochen wird zudem die Frage, was das Scheitern einer künstlichen Befruchtung bedeuten und welche alternativen Perspektiven es zum eigenen Kind geben könnte. Außerdem vermitteln die Beraterinnen und Berater bei Bedarf einen Kontakt zu anderen Betroffenen oder Selbsthilfegruppen.
Diese Beratungsformen gibt es
In Deutschland wird die Kinderwunschberatung bei unerfülltem Kinderwunsch von unabhängigen Beraterinnen und Beratern, in reproduktionsmedizinischen Zentren sowie innerhalb der Schwangerschaftsberatung als Teil der Beratung zur Familienplanung angeboten. Daneben bieten zahlreiche Selbsthilfegruppen oder die kirchliche Seelsorge Raum für einen Austausch mit anderen Betroffenen.
Die Beratung wird je nach Bedarf als Einzel-, Paar- oder Gruppenberatung durchgeführt. In der Regel reichen bereits einige Sitzungen, um spürbare Erfolge zu erzielen. Da es sich nicht um eine reguläre Kassenleistung handelt, bedeutet das, dass die Kosten im Allgemeinen von den Ratsuchenden getragen werden müssen.
So läuft eine Beratung ab
In Gesprächen gehen die Expertinnen und Experten vertrauensvoll auf Ihre Fragen und individuellen Probleme ein. Wer zu einer Beratung geht, kann dort alles erzählen, was wichtig erscheint oder belastet. Die Beraterinnen und Berater unterliegen der Schweigepflicht.
Hilfreich ist es, sich vor dem ersten Termin schon ein paar Gedanken zu machen. Beispielsweise, welche Sorgen und Themen immer wieder auftauchen. Welche Situationen als besonders belastend empfunden werden. Oder welcher Konflikt zwischen den Partnern immer wieder im Zusammenhang mit dem Kinderwunsch auftritt. Damit ist ein erster Anknüpfungspunkt für das Gespräch geschaffen. Es ist aber auch in Ordnung, ohne Vorüberlegung in die Beratung zu gehen. Die Expertinnen und Experten können aus ihrer Erfahrung heraus eine angenehme Gesprächssituation schaffen.